Über die Bedeutung
des Vorlesens

Warum (Vor-)lesen für Kinder wichtig ist.

Hast du dich schon einmal gefragt, ob Vorlesen in Zeiten von digitalen Hörbüchern, die überall und jederzeit gehört werden können, überhaupt noch eine Bedeutung hat? Um dir diese Frage zu beantworten, solltest überlegen, welche Erinnerungen vom (Vor-)lesen bei dir selbst verblieben sind. Sind es die Erinnerungen an die Atmosphäre, an die Gesamtsituation – daran, dass wir eingekuschelt bei Eltern oder Großeltern ein Bilderbuch vorgelesen bekamen? Warum ist dabei die eine Erinnerung so prägnant, oft eindringlicher als „nur“ die spannende Geschichte, die wir gelesen haben? Und wieso löst sie bei uns mehr Emotionen und weitere Erinnerungen aus?

„Nicht Worte sollen wir lesen,
sondern Menschen, die wir hinter den Worten fühlen.“

Samuel Butler

Durch Vorlesen vermittelst du deinem Kind literarische Fähigkeiten. Dazu gehören Erzählfertigkeiten, die es ermöglichen, Gefühle und Emotionen zu kommunizieren, was für eine emotionale Ausgeglichenheit sorgt. Es entwickelt sich auch ein Gespür dafür, wie eine Geschichte aufgebaut ist und wie man selbst beim Erzählen von Erlebnissen Spannung erzeugen kann.

… und Lesen ist gesund, reduziert Stress, hilft beim Entspannen und beim Einschlafen. Wir tauchen ein in eine andere Welt, nehmen Abstand vom eigenen Leben, schalten ab, kommen zur Ruhe. Außerdem trainieren wir Gehirn und Gedächtnis. Durch Bücher förderst du die Sprachentwicklung deines Kindes und erweiterst seine Fantasie, Vorstellungskraft und Ideenvielfalt, seinen Wissensstand und seine Bildung; du solltest hierbei aber auch den Bedürfnissen deines Kinds nachkommen. Womit beschäftigt es sich gerade in seinem Leben? Gibt es vielleicht ein Thema, bei dem es deinem Kind schwerfällt, es zu besprechen, zum Beispiel, Streit unter Freunden? Kannst du durch ein passend ausgewähltes Bilderbuch Zugang zu diesem Thema und zu eigenen Gefühlen schaffen?

„Lesen stärkt die Seele.“

Voltaire

So stellt literarische Kompetenz auch Verknüpfungen zu anderen Entwicklungsbereichen her. Lesen und Schreiben sind auch Schlüsselkompetenzen zur Entwicklung von Empathie, Sozialkompetenz oder zur gesellschaftlichen Teilhabe. Auch schaffen Vorleseerlebnisse Bindung und Beziehung.

„Wer zu lesen versteht, besitzt die Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.“

Aldous Huxley

Nach alle diesen Aspekten zur kognitiven und emotionalen Intelligenz, die das Lesen hervorragend miteinander verbindet, stellt sich nun immer noch die Frage, warum analog und nicht digital?

Es ist bekannt, dass Informationen, die auf Papier gelesen werden, besser verarbeitet werden. Auf Bildschirmen wird meist oberflächlicher und schneller wahrgenommen und gelesen. Beim analogen Lesen setzen wir uns auch immer mehr mit uns selbst auseinander, üben Konzentration und Reflexion, suchen nach eigenen Erfahrungen und Einstellungen, statt vorgefertigt zu konsumieren, bzw. kommunizieren mit dem Vorleser. Man sollte Kindern eine Umgebung und Gelegenheiten anbieten, in denen vertieftes Lesen erlebt und geübt werden kann. Wie Hermann Hesse schon sagte: „Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seine Böden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken.“

Also, auch in Zeiten von Smartphones, Tablets und Co. oder Toniebox gilt: Die Vorzüge des Lesens in ‚echten‘, analogen Büchern lassen sich nicht einfach digital ersetzen.