Beschreibung
„In der Gesellschaftsanalyse und der Zeitdiagnostik regiert inzwischen eine apokalyptische Eskalationsrhetorik, die sich beim besten Willen nicht mehr als ein nützlicher Hinweis auf drohendes Unheil interpretieren lässt, sondern nur noch als brutale Entmutigung engagierter Milieus.“
Bernhard Pörksen, S.9f.
Vom Internet-Optimismus zum digitalen Pessimismus
Das Zeitalter der Netzutopien ist zu Ende. Gerüchte und Falschnachrichten diffundieren durch die digitale Welt. Social Bots simulieren Meinungsströme. Troll-Armeen sind in sozialen Netzwerken unterwegs. Profi-Fälscher erstellen mit Hilfe von KI-Programmen realistisch erscheinende Videos, sogenannte ‘Deep Fakes’. Und Polit-Propagandisten nutzen Datenanalysen, um einzelne Zielgruppen mit speziellen Propaganda-Postings zu bombardieren.


„Es gibt einen Moment der plötzlichen Verwandlung, in dem das Gute und eigentlich Gutgemeinte zum Schlechten wird, die vermeintliche Lösung zum drängenden Problem, die richtige Idee zum neuen Horror. Heraklit […] hat dies das Gesetz der Enantiodromie genannt, das Umschlagen der Dinge in ihr Gegenteil.“
Bernhard Pörksen, S.9




Analysen und Einsprüche
Erhellende, streitbare und überraschende Antworten geben Richard Gutjahr, Sascha Lobo, Georg Mascolo, Miriam Meckel, Ranga Yogeshwar und Juli Zeh. Sie erklären den Medienwandel, analysieren die Neuerfindung unserer Informationswirklichkeit und machen deutlich, warum wir eine digitale Aufklärung brauchen, die sich von Horrorszenarien und Heilserwartungen gleichermaßen fernhält.


Der Herausgeber | Andreas Narr
Andreas Narr, Dr., (geb. 1956) ist Leiter des SWR Studios in Tübingen und einer der maßgeblichen Begründer der ‚Tübinger Mediendozentur‘. Er studierte in Freiburg und Tübingen Sprachwissenschaften, Rhetorik und Geschichte und promovierte zum Thema Verständlichkeit im Magazinjournalismus an der Universität Tübingen. Nach einem Volontariat beim damaligen SWF und Aufenthalten im ARD-Studio Rom sowie dem SWR Hauptstadtstudio arbeitete er in verschiedenen Redaktionen des SWR und bei ARD-Aktuell in Mainz als Redakteur und Reporter. Später wurde er Leiter der Fernseh-Nachrichtenredaktion in Stuttgart und ist seit 1998 an der Spitze des SWR-Studios in Tübingen.


Befindet sich unsere Gesellschaft auf dem Weg in eine Dystopie?
Die Hoffnungen, die das neue Medium einst auslöste, haben sich in die Dystopie der totalen Manipulation verwandelt. Aus Euphorie ist Ernüchterung geworden. Aber was ist beim Austausch der Zeichen eigentlich passiert? Und wie lässt sich der lähmende Aufklärungs- und Netzpessimismus überwinden? Was kann der Einzelne tun? Welche Aufgaben hat der Journalismus? Und wie könnte man Plattformen auf effektive Weise regulieren?


Der Herausgeber | Bernhard Pörksen
Bernhard Pörksen, (geb. 1969) war sechs Jahre lang als Professor für Journalistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Hamburg tätig und ist heute Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen. Er studierte Germanistik, Journalistik und Biologie in Hamburg und den USA (Pennsylvania State University), volontierte beim Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt und arbeitet seit über zehn Jahren als Journalist und Buchautor. Essays und Kommentare, Reportagen und Interviews erschienen in vielen Tages- und Wochenzeitungen.




Inhaltsverzeichnis |
Schöne digitale Welt
Aufklärungspessimismus als politische Gefahr. Über die falsche Lust am Untergang – eine Einführung, Bernhard Pörksen 9 | Digitale Empathie. Eine biografische Skizze zu Richard Gutjahr – Vorbemerkung der Herausgeber 20 | Die Hass-Spirale: Im Visier von Verschwörungstheoretikern. Ein Erfahrungsbericht, Richard Gutjahr 24 | Digital-Humanismus. Eine biografische Skizze zu Sascha Lobo – Vorbemerkung der Herausgeber 48 | Das Ende der Gesellschaft. Von den Folgen der Vernetzung, Sascha Lobo 52 | Die Zeit des großen Verdachts. Eine biografische Skizze zu Georg Mascolo – Vorbemerkung der Herausgeber 82 | Krieg der Worte. Fakt, Fake und die neue Macht der Lüge, Georg Mascolo 87 | Das Eliza-Problem. Eine biografische Skizze zu Miriam Meckel – Vorbemerkung der Herausgeber 116 | Der berechenbare Mensch. Was die digitale Evolution mit unserer Individualität und Freiheit macht, Miriam Meckel 120 | Das Black Box-Gefühl. Eine biografische Skizze zu Ranga Yogeshwar – Vorbemerkung der Herausgeber 140 | Journalismus im Zeitalter der Erregungsbewirtschaftung. Eine Analyse, Ranga Yogeshwar 144 | Die Realität der Fiktion. Eine biografische Skizze zu Juli Zeh – Vorbemerkung der Herausgeber 174 | Das Turbo-Ich. Der Mensch im Kommunikationszeitalter, Juli Zeh 178 | Vom Experiment zur Institution. Die Tübinger Mediendozentur – ein Nachwort, Andreas Narr 201 | Quellen und Entstehungskontext 209 | Index 211 |




VERLAG
Halem
BINDUNG
Hardcover
AUTOR
Bernhard Pörksen,
Andreas Narr
GRÖSSE
12 x 19 cm
SEITENANZAHL
218
GEWICHT
340 g
SPRACHE
DE
VERÖFFENTLICHUNG
2019
ISBN
978-3-86962-477-8
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