Beschreibung
„Was Bilder zu einer der faszinierendsten und beeindruckendsten menschlichen Erfindungen macht, erschließt sich erst, wenn wir den Eigenwert der Zeit der Bildbetrachtung nicht ignorieren.“
Johannes Grave, S.212
Eine neue Bildtheorie des Leibniz-Preisträgers Johannes Grave
Können Bilder Macht auf ihre Betrachter ausüben? In seiner neuen Bildtheorie zeigt Leibniz-Preisträger Johannes Grave, dass Bilder uns in zeitliche Prozesse verstricken, die sich nicht vollständig kontrollieren lassen, aber neue Denkräume eröffnen. Vor allem durch ihre Struktur und Gestaltung beeinflussen Bilder die Wahrnehmung und damit auch unsere Zeiterfahrung erheblich. Das Buch ist ein Plädoyer dafür, sich beim Blick auf Bilder Zeit zu nehmen und sich ganz in ihren Bann ziehen zu lassen.


„Ein offener Austausch, der nicht auf eine einzige vermeintlich korrekte Deutung ausgerichtet ist und stattdessen mit Beobachtungen und Gedanken aus verschiedenen Perspektiven stets zum erneuten Hinschauen anregt, bringt es ganz zwanglos mit sich, dass wir die Zeit des Betrachtens als sinnerfüllt und augenöffnend erfahren.“
Johannes Grave, S.212




Der Autor | Johannes Grave
Johannes Grave ist Professor für Neuere Kunstgeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 2020 wurde er für seine Forschungen zur Renaissance und zur Kunst um 1800 mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ausgezeichnet.


Das Verhältnis von Bild und Zeit – erstmals kunsthistorisch und bildtheoretisch beleuchtet
Bei der Betrachtung von Bildern wird dem Faktor Zeit meist keine besondere Bedeutung beigemessen. Anders als bei einem Text scheint beim Bild alles auf den ersten Blick gegenwärtig zu sein. Tatsächlich aber sind in Bildern verschiedene Zeitebenen miteinander verschränkt – so z. B. die Zeitspanne, die man vor dem Werk verbringt, die im Bild dargestellte Zeitlichkeit oder die Alterung des Bildträgers. Die Wahrnehmung von Bildern lässt sich daher nicht als simultane Schau eines gegebenen Ganzen verstehen, sondern vollzieht sich in einer eigenen Zeit. Dabei kann das Sehen vorgezeichneten Spuren folgen oder auch aus einer Fülle von Angeboten auswählen. Johannes Grave geht der Frage nach, wie Bilder die Zeit ihrer Betrachtung auf eine Weise beeinflussen, die sich vom Blick auf andere Dinge und von der Lektüre eines Textes unterscheidet.




Inhaltsverzeichnis |
Bild und Zeit. Eine Theorie des Bildbetrachtens
Annäherungen 21 | I Der Akt des Bildbetrachtens. Ausgangsüberlegungen 21 | II Augenblick, Blickwanderung und Widerstreit: Kunsthistorische Streifzüge 37 | Grundlagen 55 | III Ebenen der rezeptionsästhetischen Temporalität. Eine idealtypische Differenzierung 55 | IV Form, Struktur und Zeit. Bildliche Formkonstellationen und ihre rezeptionsästhetische Temporalität 64 | V Zwiespalt und Zeit. Die Dualität des Bildes und ihre rezeptionsästhetischen Implikationen 86 | VI Werk und Wirkung – Bild und agency. Zur Aktualität der phänomenologischen Unterscheidung zwischen Kunstwerk und ‹ästhetischem Objekt› 102 | VII Bilder in Kontexten und Situationen: Zur Bedeutung von Verkettungen und Zurichtungen 120 | Perspektiven 135 | VIII Können Bilder Rhythmen aufweisen? Rechtfertigungen einer problematischen Redeweise 135 | IX Bild, Zeit und Geschichte. Eine Skizze 158 | X Bildpolitik. Annäherungen an einen schwierigen Begriff 175 | XI Denkräume der Besonnenheit: Geschichte und Politik in einem Werk Caspar David Friedrichs 192 | Epilog 209 | Anmerkungen 213 | Literatur 249 | Bildnachweis 267 | Personenregister 268 |




VERLAG
C.H.Beck
AUTOR
Johannes Grave
BINDUNG
Hardcover
GRÖSSE
13,9 x 21,7 cm
SEITENANZAHL
270
GEWICHT
475 g
SPRACHE
DE
VERÖFFENTLICHUNG
2022
ISBN
978-3-406-78045-5
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